Die Forderung nach Toleranz wird angesichts der Flüchtlingskrise in katholischen und evangelischen Predigten gebetsmühlenartig wiederholt. Aber wie schaut es damit in diesen Kirchen selbst aus?
Wer genau hinsieht muss erkennen: Die Grundlage dieses Glaubens basiert auf der Allmacht ihres einzigen Gottes – des christlichen Gottes. Diese Weltsicht schließt alle anderen Religionen und deren Gottheiten aus. Ihre Intoleranz ist systemimmanent:
Wer das nicht „glaubt“, der nehme einmal das katholische Glaubensbekenntniss unter die Lupe: „Ich glaube an Gott, den Allmächtigen…. und an Jesus Christus…er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters, und dort wird er kommen zu richten die Lebenden und die Toten…“ Dieses Credo stammt aus dem Jahr 325, das von Kaiser Konstantin „dem Großen“ einberufen wurde, um seine Macht über die Kirche zur Einführung einer einheitlichen Staatsreligion zu nutzen. Und auf dem alle Andersgläubigen, die nicht diesem Credo folgen, zu Außenseitern wurden.
Konstantin der „Große“
Es stammt aus einer Zeit, als es noch sehr viele mehr oder minder große „Könige“ und „Fürsten“ gab. Inflationäre Titel, die wenig über die reale Macht aussagten. Weshalb sich besonders Mächtige als „König der Könige“ verehren ließen. So hatte auch der in Serbien geborene Konstantin alle Hände voll zu tun, die zwei konkurrierenden Kaiser zu eliminieren und sich als „Augustus“ (eine Art „Oberkaiser“) allein an die Spitze des römischen Reiches zu setzen. In einem Reich, in dem noch viele Götter verehrt wurden. In dem eine Göttin Minerva als Symbol der Toleranz und Beschützerin der Weisheit verehrt wurde. Die Kaiser Domitian (51 – 96 n.) sogar auf seine Münzen prägen ließ.
Mit Hilfe einer machthungrigen Kirche gelang es, einen Obergott als Herr über alle anderen existenten Gottheiten zu etablieren. Der selbstverständlich – so wie Konstantin selbst – über Allmacht verfügte, allmächtig war. Die bisher von Minerva beschützte Toleranz war damit passé.
Heilige Dreifaltigkeit
Diese weltlich-hierarchische Projektion der Macht hat sich auch in den religiösen Vorstellungen des Glaubensbekenntnisses als Basis dieser Kirche niedergeschlagen.
Der Vater des Jesus musste der „Chef“ sein. Daher musste dieser auch der „einzige“ Gott sein, der alle Eigenschaften aller anderen damals im Reich verehrten Götter in sich vereinigt.
Deshalb wurde eine komplizierte Trinitätslehre erfunden: Mit einem allmächtigen Gott, einer „unbefleckten“ Maria und dem göttlichen Sohn Jesus, den sie vom „Heiligen Geist“ empfangen hatte.
Doch wer die von Jesus in den Evangelien überlieferten Worte genau studiert, findet keinen Hinweis auf eine göttliche Allmacht.
Allmächtiger Gott
„Für Jesus war Gott gut wie ein Vater oder eine Mutter, aber nicht allmächtig wie für die Anhänger vieler Kulte und Religionen mit falschen Gottesvorstellungen“ verwirft der „Friedensjournalist“ Franz Alt in seiner Evangelienanalyse „Was Jesus wirklich gesagt hat“ den von der Kirche propagierten Allmachtsgedanken. Der mit „Toleranz“ als Grundbedingung für Humanität und geistige Freiheit nicht auf einen Nenner zu bringen ist. Toleranz als grundsätzliche Anerkennung, dass es „die Wahrheit“ als einzige Wahrheit nicht gibt. Und damit auch keine Verfolgung von Häretikern und sonstigen „Ungläubigen“, welche die Einzigartigkeit des wahrhaft „Allmächtigen“ bezweifeln. Erst wenn alle abrahamistischen Kirchen auf ihren jeweils monotheistisch monopolisierten Allmachtsanspruch verzichten, können „Gläubige“ zu freien und toleranten Menschen werden. Erst dann ist der Weg zu den Jesus vorschwebenden friedlichen Gottesreich auf Erden geebnet.