„Man muss dem Volk auf’s Maul schauen“ – das war Martin Luthers Prinzip bei seiner Bibelübersetzung. Das sollten all jene beherzigen, welche derzeit die Worte unserer Politiker verstehen möchten. Um zu überlegen, was sich hinter der Semantik dieser mächtigen „Stammesführer“ verbirgt. Besonders, wenn es sich um Männer wie Joe Biden oder Wladimir Putin handelt:
„For God’s sake, this man cannot remain in power” – also urteilte der amerikanische Zarathustra Joe Biden, als er am 31. März 2022 von den Höhen des US-Kapitols in die Niederungen Warschaus herabstieg. Um dort den andächtig lauschenden Politikern sein Weltbild zu erläutern. Um die katholischen Polen vor dem neuen Antichrist zu warnen.
„For God’s sake“ – auf gut deutsch beruft sich da der 79-jährige Biden bei der ihm vorschwebenden geopolitischen Zukunft gleich auf „Gottes Willen“. Auch als Anrufung einer höheren Macht wäre „mein Gott“ durchaus denkbar. Weniger gottesfürchtig sozialisierte Deutsche könnten seine Worte mit „um Himmels willen“ übersetzen. Oder auf bayrisch bodenständig mit „kruzitürken“.
„Großer Gott“ – diese Auslegung entspräche wahrscheinlich am besten der deutschen Mentalität. Passend zum allseits beliebten Asterix. Sein „beim Teutates!“ zeigt des Druiden Entschlossenheit: Vor allem, dass seine mutigen Gallier vor nichts Angst haben – außer, dass ihnen der Himmel auf den Kopf fallen könnte.
Der keltisch-mythologische Teutates würde auch ganz gut zu Bidens irisch-protestantischer Abstammung passen. Teutates als Stammesgott seiner keltischen Vorfahren, als väterlicher Führer seines Volkes in Krieg und Frieden. Eher scheint dieser Gott doch den Krieg zu lieben. Ähnlich dem Mars der Römer. Der später bei den Kelten als „Mars Latobius“ den Teutates verdrängt hat. Als Heil- und Totengott passte er zu jenem Gott, den Biden in Warschau zu Hilfe rief.
Dieser Mann muss weg!
Gegen Putin, einem Diktator, der eliminiert gehört: „…this man cannot remain in power“. Das fordert ein alter weißer Mann, hinter dem die ganze Macht der USA steht. Gegen einen anderen, nicht ganz so alten weißen Mann, der ein paar tausend Kilometer entfernt die atomare Macht Russlands repräsentiert. Das kann auf Dauer nicht gut ausgehen.
Ähnliche Worte fand Biden einst für seinen Kontrahenten Donald Trump. Bidens Credo war knapp: Der Mann gehört weg. „He cannot stay in power!“ Aber das war damals, als Biden noch selbst um dieses Amt kämpfte.
Seine Durchschlagskraft hat Biden schon bewiesen. Zumindest in den USA. Zuletzt, als ihm der Kongress weitere 40 Milliarden Dollar für die Ukraine bewilligte. Mit dem Ziel, Russland auf eine politische und ökonomische Regionalmacht zu reduzieren. Die der Welt außer Rohstoffe nichts zu bieten hat. Naja, etwas Weizen haben die Russen auch noch. Durch das Embargo gegen Russland – dem drittgrößten Weizenproduzenten der Welt – und dem Ausfall der Ukraine hat sich innerhalb eines Jahres der Weizenpreis am Weltmarkt verdoppelt. Das freut die amerikanischen Agrarier. Als viertgrößte Weizenproduzenten sind sie durchaus bereit, bei passenden Preisen die von Russland hinterlassene Lücke zu füllen.
Amerika first!
Biden lenkt auch die Geschicke der USA als weltweit größter Öl- und Gasproduzent. In diesem Sinne empfahl er all seinen Verbündeten, Öl-und Gasimporte aus Russland zu meiden. Das hat den Öl-und Gaspreis in ungeahnte Höhen getrieben. Was die Wähler in Texas zu schätzen wissen. Zusätzlich schafft er mit seinen Ukraine-Spenden US-Arbeitsplätze – in der Rüstungsindustrie. Möglicherweise hilft das seinen Demokraten, bei den Midterm-Elections im November ihre wackelige Mehrheit im Kongress und Senat zu retten.
Nützlich erweist sich aus Bidens Sicht, dass dank diverser EU-Embargo-Maßnahmen der Euro gegenüber dem Dollar im letzten Jahr um 15% an Wert verloren hat. Was Europas Öl-, Gas- und Getreideimporte um 15% verteuert. Schon jetzt haben die EU-Bürger dadurch etwas weniger im Geldbörsel. Etwas südlicher sind die Folgen drastischer: Dort haben die Menschen etwas weniger im Bauch. So werden wir alle indirekt die US-Waffenmilliarden an die Ukraine finanzieren.
Das PR-Genie Wolodymyr Selenskyj und sein nicht ganz so talentierter Bürgermeister Wladimir in Kyjiv erläutern zwischenzeitig den EU-Granden: „Die Ukraine hat für die Demokratie und die europäischen Werte der Europäischen Union gekämpft“. Das sollen die Europäer entsprechend honorieren. Seine Landsleute sollen nicht umsonst – oder vergeblich? – gestorben sein!
Europäische Werte
Um diese europäischen Werte hat schon einer von Bidens Vorgänger gekämpft: George W. Bush, der seine Truppen 2003 in den Irak schickte. Der 2008 am NATO-Gipfel in Bukarest den Beitritt Georgiens und der Ukraine im Eilverfahren durchdrücken wollte. Der bloß am Veto von Frankreichs Sakorzy – damals auch Europäischer Ratspräsident – und an der stets zaudernden Angelika Merkel scheiterte. Bush, der kürzlich „the wholly unjustified and brutal invasion of Iraque as the decision of one man“ verurteilte. Ein Freudscher Versprecher, für den er sich umgehend entschuldigte.
Familiär profitiert des Präsidenten ältester Sohn Hunter Biden von einem Sieg Selenskyj. Wenn der Burisma-Konzern, der dem ehemaligen ukrainischen Umweltminister und heutigen zypriotischen EU-Bürger Mykola Slotschewskyi gehört, als Lohn für die US-Hilfe weitere Explorationsrechte für Schiefergasfelder in der Ukraine erhält. Jener Mann, den Biden jun. für ein sattes Millionenhonorar beraten hat.
Mit Gottes Hilfe?
Zu guter Letzt soll nun der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. – vulgo Wladimir Gundjajew aus Putins Heimat Sankt Petersburg – auf die US-Sanktionen Liste kommen. Als ein weltweit sichtbarere Beweis dafür, dass der katholische Gott Bidens weit mächtiger ist als sein slawischer Epigone in Moskau. Dieser rächende Gott wird dafür sorgen, dass sein Schützling in Washington immer noch seines himmlischen Amtes waltet, wenn Putin nach verlorenem Krieg schon in der Hölle schmort.
Hallo Fritz,
super Zusammenfassung. Kann ich nur vollinhaltlich zustimmen. LG