Der evangelische Theologe Gerd Lüdemann stellt die kritische Frage: „Können wir noch Christen sein?“ In seinem Buch „Der große Betrug“ zeigt er an Hand seiner Analyse der kanonischen Texte und des Thomas Evangeliums, wie bereits in der Frühzeit des Christentums die Lehre Jesu mit Fakes verfälscht wurde. Von Kirchenvätern so zurecht gebogen, dass Jesus im Sinne des monotheistischen Judentums als alleiniger und einziger Gott zu verehren sei. Durch Erzählungen von Jesus leiblicher Auferstehung und eines Endgerichtes sollten sich verängstigte Gläubige der Obhut dieser einzige wahren Religion und ihrer Repräsentanten anvertrauen. Andersdenkende, die diesem Gebot nicht folgen, sollen verflucht sein – „anathema sit“.
Mit dem „Nostra Aetate“ des 2. Vatikanischen Konzils haben die Päpste die Konsequenzen aus der Realität gezogen, dass sie in einer laizistischen Gesellschaft nicht mehr die Macht haben, die Religionsfreiheit einzubremsen. Seither wird – wie auch vom Wiener Kardinal Christoph Schönborn – proaktiv „Toleranz“ verkündet. Ohne zu berücksichtigen, dass die Dogmen monotheistischer Religionen der Grundstein für jede Intoleranz sind. Was in christlichen Ländern zur Abwechslung nun die an ihrem einzigen Gott hängenden intoleranten Muslime zu spüren bekommen.
Das Ganze kommt einem bekannt vor: Der Gott, der Israel zu seinem Volk auserwählt, sondert es von allen anderen ab. Der Abfall vom wahren und einzigen Gott – dem Führer dieses Volkes – bedeutet auch Abfall vom eigenen Volk, Volksverrat und somit Staatsverrat. Eine Ideologie der Ausgrenzung, die auch im „Dritten Reich“ erfolgreich praktiziert wurde.
Heute reicht der christliche Kirchenbann – anathema sit – nur noch dafür, dass einem „ungläubigen“ Religionswissenschafter wie Lüdemann seine Lehrbefugnis an der theologischen Fakultät entzogen wird.
Er zeigt uns lebensnah, dass für die Ausbreitung der frühen christlichen Kirche die Duldung nichtrömischer Religionen durch römische Behörden von wesentlicher Bedeutung war. Dieses System griechisch-römischer Toleranz wird heute von jenen gepredigt, die damit ihre ethische Überlegenheit zur Schau stellen.
Die damit neuer Intoleranz – etwa der des Islam – den Weg ebnen.
Die Neuübersetzung der Evangelien in dem in Kürze erscheinenden Buch „Jesus Fake“ zeigt: Jesus war ein Revolutionär gegen dieses völkisch-monotheistische Gottesbild des Judentums. Er würde heute auch gegen die intoleranten Religionsgesetze des Islam kämpfen. Und er würde die heuchlerische Toleranz christlicher Kirchen aufzeigen, die sich nicht von ihren Dogmen trennen können.
Jener Kirchen, die sich gleichzeitig dem „Toleranzwahn der Deutschen“ (O-Ton der Menschenrechtsaktivistin Zana Ramadani in „Die verschleierte Gefahr“) verschrieben haben.
Allerdings würde er mit seinem radikalen Kampf gegen das Böse heute nicht gekreuzigt werden – sondern wahrscheinlich einem Attentat oder einem Meuchelmord zum Opfer fallen.