Was Jesus wirklich wollte?

JESUS trifft BUDDHA: Geistige Verwandtschaft

Jesus-Bücher gibt es fast wie Sand am Meer. Aber eine neue Übersetzung des Neuen Testaments aus den ältesten derzeit verfügbaren Quellen ist zweifellos eine Rarität. Und eine gigantische Zusammenschau aller noch vorhandenen Quellen um den „historischen“ Jesus, eingefügt in die bekannten vier kanonischen Evangelien, gab es seit Jahrhunderten nicht mehr. Das bringt nun das zu Weihnachten verfügbare Buch: „JESUS trifft BUDDHA – Das atheistische Evangelium“.

Kardinal Schönborn (Wikipedia)

So ein Werk schaffen eigentlich nur Theologen – aber denen ist so eine „Ketzerei“ verboten. Und so wissen wir auch nicht, wer der Autor Karl Kolm ist. Ein Anonymus, der sich den Kopf zerbrochen hatte, was der in den Evangelien verewigte Jesus eigentlich wollte. Der dazu die „heiligen“ Bücher in eine zeitlich logische Abfolge bringt. Manch unverständliche Worte, die zu erklären sich etwa der Kardinal wöchentlich in der Sonntags-Krone – möglicherweise vergebens – abmüht, werden von Kolm als Übersetzungsfehler, als spätere Verfälschungen erkannt. Plötzlich entsteht damit ein Mensch aus Fleisch und Blut, in einer spannenden Zeit in einem spannenden Umfeld. Von einem, der für ein neues Weltbild Idee bereit war, sein Leben zu wagen – der dafür seinen Tod in Kauf genommen hat.

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Wer neben äußern Ähnlichkeiten der Buddha- und Jesus-Legenden nur ein Wort über Buddha erwartet wird enttäuscht sein. Aber wer Buddhismus nur ein wenig kennt, wird viele Hinweise auf eine innere Parallelität finden. Auch wer sich auf das Wort „atheistisch“ im Titel stürzt, wird enttäuscht. Das Buch ist ganz und gar nicht atheistisch, der Autor ist offenbar ein sehr gläubiger Mensch, einer, der anonym bleiben will. Vielleicht, weil er eine enorme Sachkenntnis der originalen Schriften hat und daher möglicherweise aus dem Innersten einer der großen christlichen Kirchen kommt.

War Jesus Atheist?

Beide hatten ein Weltbild, das ohne allmächtigen Gott auskommt. Sie wollten daher weder Gott noch eines Gottes Sohn sein. Sie haben auch keine „Wahrheit“ verkündet. Beide haben sich nur als Wegweiser gesehen. Ihre Lehren wurden nachträglich durch ihre Epigonen mit jenem alten Gottesbild verfälscht, das Buddha und Jesus aus den Köpfen der Menschen wie Unkraut ausreißen wollten. Was letztlich dazu geführt hat, dass sie entgegen der ursprünglichen Idee nach ihrem Tod in Kirchen und Tempeln vergöttert wurden.

Dreifaltigkeit der Hindus: Brahma-Vishnu-Shiva
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Eines scheint bei einem von späteren Verfälschungen bereinigten Evangeliums sicher: Jesus wollte keine neue Kirche gründen. Aber was wollte er? Wollte er eine Dreifaltigkeit – als subtile Verwässerung des herrschenden jüdischen Monotheismus? Oder den Islam als eine von Mohammed militant verbogene Mutation des alttestamentarischen Monotheismus? Nein! Jesus wollte sicher keine jener „großen“ Religionen, die in ihren Annalen „ruhmreiche“ Glaubenskriege zu verzeichnen haben.

Wer „Jesus trifft Buddha“ liest, könnte auf die „ketzerische“ Idee kommen, Jesus wollte den Weg für eine polytheistische Vielfalt frei machen. Als Renaissance einer buddhistisch- hellenistischen Philosophie – im Sinne einer Aufklärung, die wir in Europa erst Jahrhunderte später verwirklicht haben. Mit einem Weltbild ohne metaphysischer Verankerung in einer transhumanen Weltordnung. Ohne Religionen, die einen absoluten Wahrheitsanspruch vertreten.

Evolution statt Religion

In einer multireligiösen Gesellschaft, in der jeder seinen Glauben frei ausleben kann. Mit forschenden Menschen, die sich auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse als Naturprodukt begreifen, als Produkt und Zwischenstufe der Evolution. Ohne einen oder mehrere Götter dafür verantwortlich zu machen. Jesus glaubt an Menschen, die auf Grund ihrer von der Evolution verliehenen Vernunft die ethische Pflicht haben, ihr Leben ohne Verletzung Anderer zu gestalten. Wer nach dieser Lehre lebt, befreit auch sich selbst von irdischen Leiden. Er wird zu dem, was Jesus in den Evangelien unter Mitbrüdern und Gotteskindern versteht.

Befreiung von den Fesseln der Thora

In diesem Streben schafft sich jeder selbstbefreien bereits hier im Diesseits sein eigenes Himmelreich auf Erden. Dieses Zusammenleben aller „Gotteskinder“ – ganz ohne Gott – ist das Ideal, das Jesus als Ziel vorschwebte. Kolm’s neue Übersetzung alter Schriften bringt die Anleitung, wie jeder dieses Ziel – sei eigenes, höchst individuelles Glück – fernab vom Materialismus erreichen kann. Er zeigt, dass Jene, die nur verblendet nach materiellen Glück streben, ein solches Himmelreich nie erreichen können. Und dass alle jene, die dieses Himmelreich erstreben, den Tod als Teil eines ewigen Kreislaufs nicht fürchten werden.

Das „atheistische Evangelium“ zeigt, dass nur im Atheismus die Freiheit des Einzelnen gesichert ist. Schon deshalb, da Religionen immer auch politische Ansprüche erheben. Und Politik setzt voraus, dass die Menschen miteinander reden – nicht nur eine einzige mögliche Wahrheit verteidigen und einzementieren. Das setzt Toleranz voraus, auch Toleranz in den letzten Dingen.

Monotheismus als Angstreflex

Die Idee eines alleinigen Gottes fußt auf der systemimmanenten Angst vor anderen Göttern, vor anderen Machthabern. Die mehr Macht haben könnten als der eigene „Obergott“ – der allmächtige Chef. Womit auch deren Repräsentanten um ihre Macht zu bangen hätten.

Pharaos Sklaven:
Babylonische Gefangenschaft

Der Monotheismus fußt auf dem Gedanken des Supremats, der Herrschaft über alle anderen Götter. Dieser Gedanke entstand bei unterdrückten Ethnien, wie etwa den Juden, als sie versklavt als unterste soziale Schicht in Ägypten ihre Sklavenarbeit leisteten. Sie klammerten sich an die Idee, dass ihr Gott größer und mächtiger ist als die verschiedenen Götter der Ägypter. Sie glaubten an die Macht der Götter. Ihre Hoffnung stütze sich darauf, dass ihr Gott allmächtig sei. Der es ihnen ermöglichen wird, dieser Sklaverei zu entrinnen.

Sie glaubten daran, dass es unter ihnen Führer gibt, die mit diesem allmächtigen Gott in Verbindung treten können. Der diese Propheten instruiert, wie sie dank göttlicher Allmacht über ihre derzeitigen Sklavenhaltert triumphieren werden. Dass sie dank ihres allmächtigen Gottes selbst als auserwähltes Volk über alle anderen herrschen werden.

Michelangelo: Der Mensch als Ebenbild Gottes

Jesus wusste: Die Abschaffung eines solch allmächtigen „Gottes“ hinterlässt eine Lücke – vor allem bei Monotheisten. Die dann zur Kenntnis nehmen müssen, dass sie von keinem Gott geschaffen wurden, nicht ein „Ebenbild Gottes“ sind, wie dies im Buch Genesis gepredigt wird. Die dann zur Kenntnis nehmen müssen, selbstverantwortlich in dieser Welt zu leben. Die dort leben müssen und nicht durch eine Gnade Gottes dort leben dürfen.

Evolution statt Religion

Dawkins: Evolutionär statt revolutionär

Die damit leben müssen, dass ihre auf Evolution beruhende Existenz Verantwortung mit sich bringt. Für sich selbst und für ihre gesamte Umwelt. In dem Wissen, dass sie selbst nur ein kleiner endlicher Teil dieser schier unendlichen Umwelt sind. Ein Teil, der sich in jeder neuen Geburt weiterentwickelt. Womit auch die Geburt Jesus bar jeder Göttlichkeit ein Grund zum Feiern ist.

Wer mehr darüber wissen will, der kann „Jesus trifft Buddha – das atheistische Evangelium“ in jeder Buchhandlung oder auf allen großen Internetplattformen kaufen. Wer eine Rezension darüber verfassen will, kann beim Berliner Verlag Frank & Timme ein Rezensionsexemplar anfordern.

Oder schreiben Sie mir einfach: DerKnoebl@aon.at

 

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