Wie können christliche Theologen die Zeit zwischen Jesus Tod und seiner späteren Auferstehung überbrücken? Wo ist Jesus nach seiner Hinrichtung geblieben? Dieser Frage geht das „Atheistische Evangelium“ von Karl Kolm auf den Grund. In seinem Buch „JESUS trifft BUDDHA“ zeigt er, wie es zu einer Auferstehungslegende kommen konnte.
Diese kniffelige Frage stellten sich bald nach Jesus Tod all jene, die seine baldige Rückkehr erwartet hatten. Von den vier Evangelisten hatte nur Lukas eine passende Erzählung zur Hand. Er versetzte Jesus ins Reich der Toten. Die Hölle war damals noch nicht erfunden. Nach drei Tage kehrt der dann wieder nach oben zurück. Erst einige Tage später wurde der Auferweckte dann leiblich als Gottessohn in den Himmel befördert. Was gläubige Christen als letzten Teil von Lukas Ostererzählung als Himmelfahrt feiern.
In den ersten Jahren nach Jesus Tod gab es noch keine Auferstehungslegende. Seine engsten Schüler konnten sein unerwartetes Ende nicht fassen. Sie erwarteten ein ganz anderes Gottesreich. Eines im völlig irdisch-materiellen Sinn, eine Königsherrschaft Israels über alle anderen Völker unter der Führung Jesus. Dessen Göttlichkeit resultierte erst aus der Erkenntnis der Jesus-Schüler, dass ihr Lehrmeister wider aller Erwartungen und Prophezeiungen doch nicht so rasch zurück zu kommen scheint. Durch diese Parusie-Verzögerung entwickelte sich die Auferstehungslegende. Als Narrativ, um neue Hoffnung schöpfen zu können. Seine bisherige Verfolgung und Kreuzigung hatten somit nur einem Endziel zu dienen: Seiner Auferstehung als zusätzlicher Beweis seiner Gottessohnschaft.
Altrömisches Glaubensbekenntnis
Diese Lukas Erzählung fand offenbar Anklang. So heißt es schon 80 Jahre nach der Kreuzigung im altrömischen Glaubensbekenntnis: „Ich glaube an Jesus Christus, der am dritten Tag von den Toten auferstand, aufstieg in den Himmel und zur Rechten des Vaters sitzt…“
Die Erzählung vom Tod eines Gottes und seiner leiblichen Auferstehung war Lukas aus uralten ägyptischen Erzählungen bekannt. So berichtete schon Herodot fünf Jahrhundert vor Christus vom geheimen Osiris-Kult. Osiris wurde von seinem Bruder Seth ermordet und zerstückelt. Seine Götter-Gattin Isis erweckte ihn wieder zum Leben. Eine Auferweckung von den Toten, wie sie auch Jesus bei Lazarus praktiziert hat. Der von Isis vom Tode erweckte Osiris zeugt mit ihr einen Sohn, um dann endgültig als Herrscher des Jenseits in die Unterwelt hinab zu steigen.
Das atheistische Evangelium
Kolm zeigt in „JESUS trifft BUDDHA“ Jesus ohne Göttlichkeit und anderen Verfälschungen. Der predigte eine Ethik, die heute genauso aktuell ist wie vor zweitausend Jahren. Die ihren Ursprung bereits bei Platon und Buddha hatte. Da es Jesus nicht um einen Gott ging, sondern um die Menschen. Um die Überwindung irdischer Leiden und das Weiterleben der Menschen nach dem Tod: Die seiner Botschaft folgen, brauchen den Tod nicht zu fürchten.
Die Lukas Erzählung machte aus dem ursprünglich buddhistischen Wegweiser den heutigen Jesus, einen Gottessohn. Die Kirchenväter entwickelten daraus das Christentum mit einem Gottvater, einem Gottessohn und einem Heiligen Geist. Sie erfanden unter Paulus jenen neuen Jesus, der als Gottes einziggeborener Sohn zur Sühne des alttestamentarischen Sündenfalls für alle Menschen hatte sterben müssen. Aus dem vorösterlich verkündigenden Jesus wurde so ein nachösterlich verkündeter Christus. Dessen Himmelfahrt jährlich gefeiert wird.