Spätestens seit der Sintflut muss sich die Menschheit regelmäßig mit Hochwasserkatastrophen herumschlagen.
Deshalb werden Naturgewalten meist als Plage empfunden. Insbesondere, wenn es sich um Sturm und Regen handelt. In solcher Not wird oft nach Gottes Hilfe gerufen. Davon berichtet auch der Mönch Eugippius, der im Jahre 509 die Geschichte des heiligen Severin zu Papier brachte.
Diesen wundersamen Mann hat es von Favianis, der heutigen Innenstadt von Wien, nach Quintanis verschlagen, einem römischen Kastell an der Donau. Dort, in diesem bayrischen Künzing, einige Kilometer Donau aufwärts von Passau (Castra Batavis), gibt es den Angerbach, der dem Ort bei Schlechtwetter immer wieder Hochwasser bescherte. Das setzte auch das kleine Kirchlein am Ufer unter Wasser. Deshalb hatte es statt eines festen Steinbelags nur einen einfachen Holzboden. Alles andere wurde immer wieder fortgeschwemmt.
Als Severin dies hörte befahl er: „Im Namen Christi lege man einen Estrich auf den Bretterboden. Ihr werdet sehen, dass der Fluss nunmehr auf göttliches Geheiß von hier ferngehalten werden wird.“
Als der Estrich vollendet war, schritt der Heilige mit einer Axt auf ein Schiff, betete und schlug im Wasser einen Pfosten ein. Nachdem er in diesen das ehrwürdige Kreuzzeichen eingeschnitten hatte, befahl er: „Nicht gestatte Dir mein Herr Jesus Christus fernerhin, dieses Zeichen des Kreuzes zu überschreiten“.
Was weiß Eugippius dazu noch zu berichten? „Von jener Zeit an, wenn der Fluss wie üblich anschwoll und die Umgebung überschwemmte, blieb er im Bereich der Kirche um so viel niedriger, dass er niemals mehr das Zeichen des heiligen Kreuzes, das der Mann Gottes eingeschnitten hatte, überstieg“.
Was sagt die „Osterhofer Zeitung“ zu diesem Wunder:
„Der Angerbach hat seine Bezeichnung eigentlich gar nicht verdient. Dort, wo er normal fließen soll – am Ortsrand von Künzing –, fließt in der meisten Zeit, genau, gar nichts.
Nur nach Regenfällen bildet sich ein Flüsschen. Und deswegen soll ein drei Meter hoher Deich um Künzing gebaut werden? Nein. Das Problem ist die Donau. In sie fließt der kleine Bach ein, wenn er denn einmal Wasser führt. Doch die Fließrichtung ändert sich, sobald die Donau zu viel Wasser führt, bedeutet: Hochwassergefahr für Künzing“
Was lernen profane Geister aus dieser frommen Erzählung? Vielleicht hätte der Heilige Severin seinen Pfosten in die Donau rammen sollen! Oder die Künzinger haben in letzter Zeit einfach zu wenig gebetet. Jedenfalls haben sie sich nicht mehr auf den heiligen Severin verlassen und 2018 mit dem Bau eines massiven Hochwasserschutzes begonnen. Und die derzeit vom Hochwasser geplagten Kärntner stehen vor der Frage: Findet sich heute noch ein Heiliger, der gesegnete Pfosten in die Drau, Möll, Lieser oder Gail schlägt und den Flüssen künftiges Hochwasser verbietet? Oder wird Beten allein künftig möglicherweise doch nicht reichen.