Wie wir alle aus aktuellem Anlass wissen, ist Sex für unsere Kirchen ein recht heißes Eisen. Deshalb habe ich geschaut, was uns unsere Bibel dazu lehrt. Im Mittelstück des fünfteiligen Pentateuch – dem Buch Levitikus – bin ich fündig geworden. Dort offenbart Jahwe seinem Propheten Moses die Lebensordnung für Israel als „heiliges und priesterliches Volk“. Ein Buch, in dem er von der Wiege bis zur Bahre alles genau regelt. Natürlich auch den Sex, dessen Vorschriften die „Reimbibel“ von Dr. Wolfgang Klosterhalfen amüsant zusammenfasst
Das Buch Levitikus
„Wer Vater oder Mutter flucht, hat fest’ne Steinigung gebucht.
Ein Mann, der seine Ehe bricht, der lebe besser weiter nicht.
Wer‘s frech mit seiner Mutter treibt, der wird natürlich auch entleibt.
Wer schläft bei seines Sohnes Frau, dem tödlich auf den Schädel hau.
Und wer von euch ist pädophil, den rottet aus mit Stumpf und Stiel.
Und auch des Mannes Knabenliebe enthaupte man mit einem Hiebe.
Wer schläft beim Mann, als wär’s ein Weib, soll auch verlieren seinen Leib.
Wer mit der Schwiegermutter pennt, des sündig Leib im Feuer brennt.
Wer schuldig ist der Sodomie, den töte man – und auch das Vieh.
Vom Leibe dem die Rübe haut, der seiner Schwester Blöße schaut.
Wer pimpert in der Periode, der sündigt schwer, bringt ihn zu Tode.
Die Deuter von den Zeichen macht überall zu Leichen.
Die Priester sollen Bärte tragen, sich niemals zu den Huren wagen.
Kann man des Priesters Tochter kaufen, dann legt sie auf den Scheiterhaufen.
Wer Gott mit Flüchen peinigt, wird ebenfalls gesteinigt.“
Was Jesus dazu sagte:
Was Jesus von derartigen Sitten und Gebräuchen, von Heiligen und Scheinheiligen hielt, kann man in „JESUS trifft BUDDHA“ nachlesen. Er wusste, dass viele der Juden damals nur ein blasses Verständnis für „Sittlichkeit“ aufbringen konnten. Er wusste auch, dass es lange vor Moses derartige „Gesetze“ gab. Manche Völker haben das Verbot des Ehebruchs streng gehandhabt. Ehebrecher und Ehebrecherin wurden mit am Rücken gefesselten Händen im Moor erstickt, wie manche so aufgefundene Gerippe beweisen. Derartige archaische Gebräuche gibt es mancherorts heute noch.
Die Erzählung von Jesus und der Ehebrecherin stammt aus dem Nazaräer-Evangelium und landete nach verschiedenen Bearbeitungen letztlich in Johannes 7,53.
„Da schleppten die Obersten der Juden ein Weib herbei, stießen sie vor Jesus hin und riefen: „Dieses Weib hier ist beim Ehebruch ertappt worden. Nach dem Gesetz muss sie gesteinigt werden. Was sagst du dazu?“ Sie fragten ihn aber nur, um ihm eine Falle zu stellen. Jesus bückte sich nieder und schrieb mit dem Finger in den Staub des Bodens.
Als sie weiter mit Fragen in ihn drangen, richtete er sich auf und sagte: „Wer nie gefehlt hat, wie sie, der werfe den ersten Stein auf sie.“ Und wieder neigte er sich und schrieb in den Staub des Bodens.
Als die Juden diese Antwort hörten, schlichen sie hinaus, einer nach dem anderen, die Alten zuerst. Und Jesus war zum Schluss allein mit der Frau, die dort stand, den Blick auf ihn geheftet. Da richtete sich Jesus empor, sah um sich und sprach: „Wo sind sie denn? Hat dich denn keiner verdammt?“
„Nein, Herr“ sprach sie, „niemand.“
„Dann,“ sagte Jesus, „verdamme auch ich dich nicht. Geh heim und verfehle dich nicht mehr.“
Jesus hat nicht ein Urteil über Ehebruch, sondern ein Urteil über die Heuchelei der Juden gefällt, das niederschmetternd war. Er meinte: „Ihr wollt jemand wegen einer Tat richten, die in euren Augen gar kein Vergehen ist und die bei euch alltägliches Vorkommnis ist? Ich kenne eure gespielte Entrüstung. I h r seid um kein Haar besser als dieses Weib; durch euer Vorbild und eure Lebensführung habt ihr selbst der Frau hier das Beispiel gegeben, wonach sie ihr Tun einrichtete. I h r selbst seid ja die geistigen Urheber der Entsittlichung, wahrend ihr das Weib hier scheinheilig beschuldigt. Vorschriften, die unsere Priester auch heute noch beachten sollten.
Der Papst in Bedrängnis
Vorschriften, die unsere Priester auch heute noch beachten sollten:
Und was sagt die Theologin Dr. Uta Ranke-Heinemann, die Autorin des lesenswerten Buches „Eunuchen für das Himmelreich“, 2010 im „Focus“ zu diesem Thema:
„Weil ich damals schon verlobt war, suchte ich mir einen Kommilitonen aus, bei dem ich mir absolut sicher sein konnte, dass er mir nicht plötzlich einen Kuss gibt. Bei ihm war ich mir da absolut sicher.“
Wen hat sie damit gemeint? Dr. Joseph Ratzinger, der als Papst Benedikt XVI. all die von seiner Kommilitonin schon 1987 aufgezeigten Missstände nicht ernst genommen hat. Eine Theologin, der wegen ihrer kritischen Haltung der Lehrstuhl an der katholischen Fakultät der Universität Essen entzogen wurde. Die Ratzinger damals vergeblich um Unterstützung gebeten hatte. Ein Papst, der auch heute noch über Themen wie Homosexualität, Empfängnisverhütung, Ehe ohne Trauschein, Onanie und Abtreibung den Mantel des Schweigens breitet. Der sich lediglich bereit erklärt hat, an die kirchlichen Missbrauchsopfer nunmehr eine „aufrichtige Bitte um Entschuldigung“ zu richten.