Vor Weihnachten flammt immer wieder die Diskussion um die „Geschichtlichkeit“ von Jesus Geburt auf. Ob, wann und wo wurde er geboren? War es tatsächlich das Jahr Null – oder doch etwas früher oder später? Lässt sich aus dem Kometen, der die drei Weisen aus dem Morgenland in wunderbarer Weise nach Bethlehem geleitet hat, ein exaktes Datum ermitteln?
Bei der angeblichen Historizität von Ereignissen wird ausgeklammert, dass es sich dabei immer nur um Geschichts-Erzählungen handelt. Um Propaganda, mit welchen deren Autoren Ereignisse uminterpretieren. Mit der Tatsachen verschwiegen und neue hinzu gedichtet werden. So kommt es zur Geburt Jesus am 24. Dezember. So kommt es zu der von Kanzler Sebastian Kurz propagierten Geburt der Republik Österreich am 12. November 2018, mit der auch die „Nation Österreich“ aus der Taufe gehoben wurde.
Tatsächlich erfolgte bereits am 21.Oktober 1918 die Proklamation Deutschösterreichs durch die provisorische Nationalversammlung im niederösterreichischen Landhaus. Sie beanspruchte auch alle deutsch bewohnten Gebiete Böhmens und Mährens, in der 3,5 Millionen deutsche Bürger zu Deutschösterreich wollten. Am 30.10.1918 folgte dann vom Balkon des Landhauses aus die feierliche Verkündung der Gründung des Staates „Deutschösterreich“. Auch über die Staatsform war man sich bereits einig.Viktor Adler erklärte: „Wir werden dafür kämpfen, dass der deutschösterreichische Staat zu einer demokratischen Republik werde.“
Eine Republik, die eigentlich keiner wollte: Weder die Siegermächte des Ersten Weltkriegs, die das deutsche Kaiserreich und die Habsburger-Monarchie filetierten. Welche die Wünsche der neuen Republik nach einer Selbstbestimmung aller Deutschen des ehemaligen Habsburgerreiches ignorierten. Welche die Bildung junger und daher schwacher slawischer Nationalstaaten an Stelle eines starken Deutsch- Österreichs forcierten. Die für die südliche Steiermark, das südliche Kärnten, Südtirol sowie Böhmen und Mähren schon ganz andere Pläne hatten. Denen bei dieser Zerstückelung das deutsche Österreich einfach übrig geblieben ist.
Dichtung und Wahrheit
Für die rechte Volkspartei war dies kein Grund zum Feiern, weil es sich bei dieser „Geburt“ um eine kommunistische Revolution gehandelt hat. Und die linken Sozialisten mussten verschweigen, dass ihr langjähriges Idol
Dr. Karl Renner – Jahre später der Präsident der zweiten Republik – nicht Österreich, sondern Deutsch-Österreich aus der Taufe gehoben hatte. Wohl erkennend, dass nur eine europaweite sozialistische Revolution zur Vereinigung der aufgezwungenen Zerstückelung der deutschen Reste Österreichs und Deutschlands führen könnte. Die angestrebte Revision des Diktates des „Friedensvertrages“ von Saint-Germain, der bereits zwanzig Jahre später zum nächsten Weltkrieg und zur Hitler-Diktatur führte.
Bei den pompösen Republik-Feierlichkeiten wurde das am 12. November 2018 jubelnde Volk vor dem Parlament, geschmückt mit wehender rot-weiß-roter Fahne, gezeigt. Denn jeder weiß: ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Peinlichst verschwiegen wurde die Forderung des
Austromarxisten Otto Bauer, Deutschösterreich „dem großen roten Deutschland einzugliedern“. Festgeschrieben in Artikel 2 des einstimmig angenommenen Gesetzes: „Österreich ist ein Bestandteil der Deutschen Republik“. Unerwähnt blieb, dass kurz danach Rote Garden diese Fahnen vom Parlamentsmast rissen, um sie durch die roten Fahnen der kommunistischen Revolution zu ersetzen. Ein Putschversuch, bei dem zwei Tote zurück blieben. Unter den Teppich gekehrt wurde Renners inoffizielle Hymne der ersten Republik: „Deutsch-Österreich, du herrliches Land …“
All dies zu erwähnen könnte schließlich Wasser auf den Mühlen der „Rechtspopulisten“ sein. Angesichts dieser Deutungsunterschiede der erst 100 Jahre zurück liegenden Ereignisse lässt sich leicht vorstellen, wie es um die „Geschichtlichkeit“ von Jesus Geburt steht. Eine Erzählung, die dem Bedürfnis frühchristlicher Juden nach einer wunderbaren Geburt ihres Erlösers entsprochen hat. Die es aber Milliarden von Menschen ermöglicht, auch 2018 ein fröhliches Weihnachtsfest zu feiern. Unabhängig davon, was verschiedene Kirchen in dieses Ereignis hinein interpretieren.
In dem in Kürze erscheinenden „Jesus Fake“
wurden die Geburt Jesus und all die Märchen über seine Jugend komplett aus seiner „Historie“ gestrichen. Denn wir sollten uns nur darauf konzentrieren, was er uns selbst gelehrt hat. Und nicht, was er in den Windeln – oder in die Windeln – gemacht hat. In diesem Sinne können wir auch in Zukunft Österreich ganz ohne strittige Geburtsstunde und Geburtsmythen im Sinne Renners als friedliche deutsche Heimat feiern.